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Der Leonhardiritt in Gabelbachergreut

Der Leonhardsnagel

Bild Leonhardsnagel

Einen bedeutenden Kultgegenstand stellt der Leonhardsnagel dar. Er ist eine Seltenheit im weiten Umkreis, den es außer in Gabelbachergreut in Schwaben nur noch in Inchenhofen gibt.

Er lässt sich wie folgt beschreiben:
Aus Eisen gefertigter nagelförmiger, spitz zulaufender Gegenstand mit halbrundem Kopf. Der wohl aus dem frühen 18. Jh. stammende Nagel hat ein Gewicht von 116 kg, eine Länge von über 90 cm und ist mit zahlreichen Gravuren versehen (eingeritzt sind u. a. Namen, Ortsnamen, Jahreszahlen).

Über die Entstehung gibt es verschiedene Meinungen und Ansätze:
Eine These besagt, dass der Nagel nach einer Rinderpest als Dankeszeichen zu Ehren des Hl. Leonhards geschmiedet wurde.
Nach einer anderen Theorie stellen die Eisenketten und Fesseln, mit denen der heilige dargestellt wird, die Verbindung zu dem Wahrzeichen aus Eisen dar.
Eine andere Annahme stützt sich auf den Kirchbau von 1737: Beim Bau haben die Gemeinden Agawang und Maingründl tatkräftig mitgeholfen. Es könnte sich um ein Geschenk der beiden Dörfer handeln. So würde sich auch die Inschrift "Agawang 1746" erklären lassen.
Die heute gebläufigste und verbreiteteste Erklärung über die Entstehung besagt, dass der Nagel aus Votivgaben der Wallfahrer (wie z. B. Hufeisen, Hufnägel) von einem (Gabelbachergreuter?) Schmid zu Beginn des 17. Jahrhunderts geschmiedet worden ist.

Bild Leonhardiritt

Auch die Gabelbachergreuter wissen wenig über den Kultgegenstand.
Erzählt wird, dass der Nagel von jungen Burschen oft als Kraftmesser benutzt wurde. Sie versuchten ihn zu "lupfen" und ein Stück weit fortzutragen. So soll er des öfteren ins Wirtshaus geschleift worden sein, wobei jedes Mal das in Aussicht gestellte Freibier der Anlass war.
Früher sei das Lupfen auch ein Akt der Buße und eine Art Gewissensprobe gewesen. Denn nur wer frei von schwerer Sünde war, konnte den Kraftakt ausführen.
Auch über ein Fruchtbarkeits-Kultische Bedeutung wird vereinzelt berichtet. So sollen überwiegend Heiratslustige und Unfruchtbare diesen Brauch ausgeübt haben. Der heilige Leonhard gilt mancherorts auch als Fruchtbarkeitspatron. Aufgrund seiner phallischen Form soll der Nagel auch als Symbol der Fruchtbarkeit verehrt und bei Prozessionen von jungen Männern durch die Felder getragen worden sein.

Nach der Barockzeit wurden solche "obszönen Gegenstände" von der Kirche verboten.
So ist es kein Wunder, dass der Gabelbachergreuter Leonhardnagel schon alle möglichen Standorte hatte. So wurde er nicht nur in der Kirche, sondern u. a. auch schon im alten Feuerwehrhaus und in einem Holzhaus der ehemaligen Schule untergebracht. Er soll auch einige Male von Burschen naher Ortschaften verzogen worden sein. In Kaufering, wohin der Nagel in den 70er Jahren ausgeliehen worden war, wurde der Nagel gefasst. Der Nagel ist über und über mit Buchstaben bedeckt und trägt eine Reihe von Inschriften, bestehend aus Ortsnamen und Jahreszahlen.

Der älteste entzifferbare Schriftzug verweist auf Bobingen und stammt aus dem Jahre 1612.
Wahrscheinlich wurde hier die Herkunft der Wallfahrer eingeritzt. Dies würde die Ausstrahlungskraft der Gabelbachergreuter Leonhardiwallfahrten bezeugen.
Zumeist sind die Schriftzeichen aber wegen Rostbildung und Abnutzung nicht mehr zu entziffern.
Angeblich sollen auch Gebete in den Nagel eingeschmiedet worden sein.

 

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